Nach einem kurzen Blick auf das Cover war uns sofort klar, nun springt auch Nordic Notes auf den Suomi-100-Zug auf. Doch die Brille aufgesetzt, bewies uns der Untertitel “Great Tunes from Scandinavia”, dass wir uns gewaltig geirrt hatten.
Auch wenn Nordic Notes sehr viel Musiikki aus Suomi im Katalog hat, bezieht sich der Titel des Doppelalbums, “#100”, nicht auf das diesjährige Jubiläumsjahr Finnlands, sondern auf die Katalognummer “NN100”. Mit dieser Kompilation feiert das von Christian Pliefke gegründete Label nämlich seine 100. Veröffentlichung.
2005 hatte Christian Pliefke den Entschluss gefasst, sich alleine auf den Weg zu machen, um die beste Musik Skandinaviens nach Deutschland zu holen. Obwohl manche Finnland gar nicht zu Skandinavien zählen, war genau dieses von der Einwohnerzahl her kleine, aber sowohl flächenmäßig wie auch musikalisch betrachtet, große Finnland im Fokus von Nordic Notes – allerdings unbeabsichtigt.
Zuerst war die Palette von Nordic Notes noch laut, wild, rockig, manchmal auch punkig. Unter den Bands waren auch einige völlig einzigartige Acts, wie die genial durchgeknallten Alamaailman Vasarat, die uns bis heute begeistern. Und natürlich die nicht minder durchgeknallten Humppa-Punk-Rentner von Eläkeläiset. Weiters waren z.B. die Top-Alben von Taipuva Luotisuora und Úlpa im Angebot.
Doch im Laufe der Zeit verlagerte sich der Labelschwerpunkt hin zu Folkmusik. Was angesichts der hervorragenden Folkszene in den skandinavischen Ländern, wiederum vor allem in Finnland, nicht weiter verwunderlich ist. Gleichzeitig erweiterte Christian Pliefke seinen Blickwinkel und nahm neben Finnland, Schweden und Norwegen, weitere nordische Länder, wie die Färöer, Island und Dänemark, und später auch das Baltikum (Estland) dazu. Selbst zu den britischen Inseln ging sein Blick.
Das Besondere an der Auswahl bei Nordic Notes ist die Qualität der Veröffentlichungen. Hier bekommt man keine 08-15-Produktionen, es wird sehr kritisch ausgewählt. Aus diesem Grund kann man eigentlich bei jeder CD sicher sein, etwas Besonderes in Händen zu halten. Die vertretenen Künstler gehören zum Besten, was das jeweilige Land zu bieten hat.
Aufgrund ausgelaufener Verwertungsrechte und auch um den aktuellen Katalog in den Mittelpunkt zu rücken, beschloss man bei Nordic Notes, nur Beispiele aus den letzten Veröffentlichungen auf die beiden CDs zu packen. Das ebenfalls zitierte Album von Päivi Hirvonen ist so aktuell, dass es noch gar nicht veröffentlicht wurde.
Ein Blick auf die Titelliste lässt dem Kenner das Wasser im Munde zusammenlaufen. Angesichts des Labelkatalogs darf man Christian Pliefke und seinem Team für die großartige Arbeit in den vergangenen 12 Jahren gratulieren. Diese Leistung ist auch deswegen besonders beachtlich, weil bei Nordic Notes kein finanzstarker Konzern im Hintergrund steht. Respekt, den Lorbeerkranz habt Ihr Euch redlich verdient!
Fast alle Künstler, die auf dieser zweieinhalb-stündigen Kompilation zu hören sind, gehören zu unseren Favoriten. Auf jeden einzeln einzugehen, würde den Rahmen dieser Rezension sprengen. Wir verweisen deshalb auf unsere “alten” Rezensionen. Wir haben in der unten stehenden Titelliste die Namen verlinkt, sodass zu den Artikeln gesprungen werden kann. In den Artikeln finden sich zum Teil auch Hörproben. Wenn einzelne Alben nicht bei uns vorgestellt wurden, sind sie in der Regel Opfer unseres chronischen Zeitmangels geworden.
Es lohnt sich übrigens auch einen Blick auf die im Beiheft abgedruckte Liste aller 100 Alben zu werfen, weil nicht alle erwähnenswerten Künstler auch in diesem Sampler auftauchen. Wir möchten noch nichts verraten, aber die Angebote des musikalischen fränkischen Reiseveranstalters versprechen für die nächsten Monate einige Leckerbissen. Also Augen und Ohren auf!
Tracks:
1 – Kotiin (Suistamon Sähkö) – 00:05:24
2 – Tuu Keraeae (Tuuletar) – 00:04:15
3 – Arktik Traktor (Joonas Widenius Trio) – 00:04:00
4 – Mir Leben Eybik (Louisa Lyne & Di Yiddish Kapelye) – 00:04:06
5 – Tuulia (Uusikuu) – 00:04:10
6 – Wastavirta / Countercurrent (J-P Piirainen) – 00:04:12
7 – Mun Vereni (Pekko Käppi & K:H:H:L) – 00:04:36
8 – Humpan Kuninkaan Hovissa (Eläkeläiset) – 00:03:07
9 – Oleks Minu Olemine (If I Were) (Trad. Attack!) – 00:02:51
10 – Drench My Soul (Arvvas) – 00:04:00
11 – Infall (Folk’ Avant) – 00:03:21
12 – Framat / All Den Glaedje (Rim) – 00:03:06
13 – Utiskogen (Eplemoeya Songlag) – 00:03:16
14 – Nouskaa Neidot (Päivi Hirvonen) – 00:06:53
15 – Gardin-Ahkku (Elin Kaven) – 00:03:29
16 – 4. Des 1945 (Anna Maria Björnsdottir) – 00:03:40
17 – Impilahti Hop (Subsonic Trio) – 00:05:33
18 – Silvurlin (Kata) – 00:04:05
19 – Kaivos (Anne-Mari Kivimaeki) – 00:05:56
20 – Taehtineito (Vilma Timonen Quartet) – 00:04:35
21 – Must Naine (Duo Malva & Priks) – 00:03:38
22 – Turmio / Disgrace (Okra Playground) – 00:04:47
23 – Laeki Kodo (Mari Kalkun & Runorun) – 00:03:15
24 – Tsimarik (Celenka) – 00:02:37
25 – Spike On A Bike (Sarah-Jane Summers & Juhani Silovla) – 00:04:00
26 – Erlkoenig (Ilkka Heinonen Trio) – 00:04:28
27 – Girl From Vancouver (Svavar Knutur) – 00:04:33
28 – Metsakuningas (Estbel) – 00:04:47
29 – Ei Meillaeolehaetaeae (Puhti) – 00:02:58
30 – Ellikvaedi (Iki) – 00:03:44
31 – The Whale In The Stone, Inside The Birch Tree / Falis (Vassvik) – 00:04:05
32 – Kehtolaulu (Maija Kauhanen) – 00:06:43
33 – Daniels Polska (Tuulikki Bartosik) – 00:05:08
34 – Pyynegusse (Ontrei) – 00:03:42
Orientierungshilfe
