“Me motive tonat” ist das beeindruckende Debüt des Rona Nishliu Quartets. Es handelt sich dabei um acht neu arrangierte traditionelle Lieder aus allen Regionen, die von albanischen Völkern auf dem Balkan und dem Mittelmeer bewohnt werden, und ein Originalstück, das während der Produktion des Albums geschrieben wurde. Dazu gibt es Dokumentationen und Musikvideos.
Wer den Eurovision Song Contest 2012 in Baku verfolgt hat, kennt Rona Nishliu bereits. Sie vertrat damals als Kosovarin Albanien und landete mit einer beeindruckenden Präsentation ihrer Stimme auf dem fünften Platz.
Das vorliegende Album ist das Ergebnis von fünf Jahren harter Arbeit und intensiver Auseinandersetzung mit der Volksmusik Albaniens. Aus Experimenten mit Stimme und Klavier, die 2011 begannen, reifte das Projekt durch die Hinzunahme von Bass und Schlagzeug, bis Anfang 2015 allmählich zu einem Ethno-Jazz-Quartett heran. Zugleich erforschten Rona Nishliu, Edon Ramadani, Kiril Tufekchievski und Nesim Maxhuni auch die Hintergründe, die zur Entstehung ihres Repertoires führten. Dabei erkannten sie, dass viele regionale Lieder das Ergebnis des Austausches mit anderen Kulturen sind.
Auf “Me motive tonat” ist eine völlig neuartige Interpretation dieser Volkslieder zu hören. Das Rona Nishliu Quartet stellt die Kompositionen in einen zeitgemäßen Kontext. Dabei wird aus teils sehr altem Liedgut, wie “Moj e bukura More” aus dem späten 14. Jahrhundert, moderner Jazz. Dabei leistete das Quartett auch einen wichtigen Beitrag bei Wiederentdeckung von traditionellen Liedern, die sich mit moralischen, geschlechtsspezifischen und sozialen Themen beschäftigen.
Das Album wurde live in Prishtina Ende April 2015 aufgenommen und im Oktober 2015 veröffentlicht. Die Produktion des Albums verlief nicht ohne Probleme, was man sich angesichts der politischen Situation und der Folgen durch den Balkankrieg vorstellen kann.
Die Beschäftigung mit “Me motive tonat” und dessen Vorgeschichte ist äußerst lohnend. Rona Nishlius Gesang und Stimme sind unglaublich wandlungsfähig und vielseitig. Insbesondere bei verhaltenen und ruhigen Passagen zeigt sie feinste Schattierungen und Phrasierungen. Die kongeniale Begleitung durch den Pianisten Edon Ramadani fällt ganz besonders positiv auf.
Wir sind von “Me motive tonat” in mehrfacher Hinsicht zutiefst beeindruckt.
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