Wir wissen nicht, welche der beiden Künstlerinnen uns mehr begeistert – Senni Eskelinen als Kantele-Spielerin oder Riikka Timonen als Sängerin.
Hoffentlich ist das aktuelle Album des Duos, “Perillä!”, nicht das Ende der gemeinsamen Reise, wie der Titel befürchten lässt. Es ist kürzlich bei Westpark Music (bzw. Rockadillo Records in Finnland) erschienen. Eigentlich ist das Album ein Trioalbum, denn Milla Viljamaa ist die Urheberin aller Stücke des Albums.
“Es gibt 39 Saiten auf Sennis Kantele und ich mag die Vorstellung, dass ich die vierzigste Saite bin.”
Das sagt Riikka Timonen zu ihrer Rolle. Die auf Kantele und Stimme reduzierte Musik nimmt den interessierten Hörer auf Anhieb gefangen. Da ist der Klang des alten Instruments, das bis heute eine wichtige Rolle (nicht nur) in der finnischen Musik spielt und von Senni Eskelinen unglaublich modern und vielseitig eingesetzt wird. Dazu kommt Riikka Timonen mit ihrer schön klingenden Stimme, die sie gelegentlich zum Instrument werden lässt. Die Vorstellung einer zusätzlichen Saite für die Kantele ist durchaus naheliegend.
Senni Eskelinen hat uns schon mit ihren Alben mit der Stringpurée Band begeistert. Auf den drei Alben, die sie mit dieser Band veröffentlichte und in der sie mit der Kantele die Hauptrolle spielt, bewegt sie sich im Rock-, Jazzrock- bzw. Folkrockgefilde. Es ist echt aufsehenerregend, was sie dort anstellt. Schon mit dem Debütalbum “Senni Eskelinen Stringpurée Band” von 2008 galt sie uns als echte Kantelerockerin.
Riikka Timonen ist in erster Linie Sängerin, die zuvor bei Värttinä und Adiemus engagiert war, und seit 2008 eigene Alben macht. Ihr Debüt “Käenkukuntayöt” war ein Album in großer Besetzung, das uns nicht wenig beeindruckte. Hochmoderne Folkklänge in einer Besetzung aus akustischen, elektronischen und elektrisch verstärkten Instrumenten machten aus ihren Kompositionen feinen Folkrock, der zudem sehr eingängig war und in den Vieles aus der karelischen Musiktradition einfloss. Hier wirkten zum Beispiel
Markku Lepistö,
Pekka Lehti und Lassi Logren mit.
Bei ihrem zweiten Album “In tune with wolves” von 2014 war auch Senni Eskelinen zu hören, allerdings als Mitglied eines größeren Ensembles. Bei diesem Album war schon zu erkennen, dass Riikka Timonens Streben in Richtung Reduzierung ging.
Die Idee zu “Perillä!” kam dem Duo im Haus von Riikkas Familie mütterlicherseits beim gemeinsamen Musizieren. Alle Texte auf dem Album stammen von Riikka und sind der Ausgangspunkt des jeweiligen Stücks. Dazu schrieb die stark von der finnischen Folk-Tradition geprägte Komponistin Milla Viljamaa die Musik. Die beiden kennen sich seit ein paar Jahren und Viljamaa hatte bereits ein Stück zum Vorgängeralbum beigesteuert.
Die teils sehr persönlichen Texte, die auch mal kleine, verzwickte und dunkle Stimmungen enthalten können, wurden von Milla Viljamaa sofort verstanden:
“Ich spiele mit Worten und lasse mich einfach treiben. Milla wusste sofort, was gemeint war.”
Wenn Milla Viljamaa die ideale Partnerin zum Schreiben der Musik war, so war es Senni Eskelinen bei der Umsetzung auf die Kantele. In dieser kleinen Besetzung kommt die Genialität dieser Kantele-Spielerin zur vollen Entfaltung.
“Perillä!” ist ein wahres Glanzstück. Faszinierende, zarte Musik mit tiefen Emotionen, die von zwei überragenden Musikerinnen in Szene gesetzt wurde. Dazu noch perfekt produziert.
Zur Beruhigung: Der Albumtitel bezieht sich nur auf Riikka Timonens musikalische Reise.
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