Das hätten wir ihr nicht zugetraut, auch wenn sich die Schwedin über die vielen Jahre ihrer Karriere hinweg als verwandlungsfähig zeigte. Nun begeistert Rebecka Törnqvist auf ihrem neuen Album “Home Secretary” mit vereinzelt leicht düster getöntem Pop.
1993 tritt Rebecka Törnqvist mit “A Night Like This” erstmals als Solokünstlerin in Erscheinung. Zwei Jahre später erreicht sie mit “Good Thing” Platinstatus und gewinnt in der Folge den Schwedischen Grammy in der Kategorie “Best Female Pop/Rock Artist of the Year”. Ein fürwahr steiler Karrierestart. Ach ja, auf “Good thing” befand sich auch das unwiderstehliche “You And Your Great Love”, eine schwungvolle und energiegeladene Big-Band-Jazz-Rock-Pop-Nummer.
Darauf folgte mit “The Stockholm Kaza Session” ein spritziges und richtig gutes Vocal-Jazz-Album, zusammen mit Per Johansson, auf welches wiederum “Tremble My Heart” kam. Letzteres war eher ein farbloses Pop-Album. So abwechslungsreich ging es weiter, allerdings war immer deutlicher erkennbar, dass Rebecka Törnqvist und Johan Lindström (ihr langjähriger musikalischer Partner) neue klangliche Welten erobern wollten. Auf “Scorpions”, ihrem letzten Album von 2011, war sogar eine Guzheng zu hören.
“Home Secretary” klingt nun wie die Quintessenz all ihrer Erfahrungen plus einem Schuss neuem Wagemut. Gleich das erste Stück des Albums, “Rosemary & Mathematics”, begleitet den Hörer durch ein düsteres nächtliches Ambiente. Darauf folgt das sich von leichtem Pop in ein pulsierendes Stück Musik wandelnde “The Winds”. Danach wird sie gar experimentell mit überraschender Instrumentierung und eigenwilligem Gesang, was auch für das hierauf folgende Titelstück gilt.
Doch auch leichteres Material ist zu hören. “Heart Is All Around You” ist eine gemäßigtere Pop-Nummer. Doch gleich danach geht es weiter mit Überraschungen. So ergibt sich ein ständiges Auf-und-Ab, ein Wechselbad der Stimmungen. Die Vielzahl der eingesetzten Instrumente (inkl. Hackbrett!), die herrliche Stimme Törnqvists und der zwar behutsame, aber dennoch den Sound prägende Einsatz von Elektronik ergeben ein unglaublich stimmiges Ganzes.
Das Schönste dabei ist, dass der Spannungsbogen niemals abbricht und die Musik stets gut hörber bleibt. Als Hörer wartet man in jedem Moment auf neue Überraschungen und ist dennoch nicht vorbereitet auf das, was sich Rebecka Törnqvist und Johan Lindström als Komponisten und Produzenten da wieder ausgedacht haben. Auf zu selten begangenen und zu ungewöhnlichen Wegen bewegen sie sich, um darauf vorbereitet sein zu können.
Angesichts der vielen hervorragenden Stücke auf “Home Secretary” ist es unmöglich, ein Lieblingsstück zu benennen. Als Endresultat bezeichnen wir das Album als Glanzleistung und empfehlen “Home Secretary” den anspruchsvollen und an Neuem interessierten Pop-HörerInnen.
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