Die dänische Gruppe Phønix ist schon alleine wegen ihrer Besetzung ein Exot in der Folkmusik. Bass-Klarinette, Gesang, Keyboards, Perkussion und Akkordeon ist nicht unbedingt die Standardbesetzung. Doch bei ihrem neuen Projekt haben sie ihre Exotik nochmals gewaltig gesteigert.
Sangka ist der Name einer jungen chinesischen Musikerin, die in Peking wohnt und Musik am chinesischen Musikkonservatorium studiert hat. Sie ist ein aufgehender Stern als Guzheng-Spielerin und hat bereits 2008 in jungem Alter zur Eröffnungsmusik bei den Olympischen Spielen beigetragen. Wenig später kam sie bereits nach Europa, wo sie u.a. bei der Womex 2009 gastierte und in Deutschland und Belgien tourte.
Die Guzheng ist ein altes traditionelles Saiteninstrument, das in erster Linie in der klassischen chinesischen Musik gespielt wird. Mehr und mehr aber auch in weitere Bereiche vordringt und mittlerweile sogar in der Pop- und Rockmusik eingesetzt wird. Die Guzheng ist vom Aufbau her eine Kreuzung aus Harfe und Zither und repräsentiert den für uns Europäer typisch chinesischen Klang.
Als Phønix im Oktober 2014 zur Eröffnung des dänischen Kulturinstitus nach Peking reisten, wollten sie mit Sangka dieses Anlasses wegen zusammen musizieren. Doch schnell stellte sich heraus, dass die Aufgabe schwieriger war, als zuvor gedacht. Wie Sangka in einem Interview preisgab, konnte sie sich ein Zusammenspiel mit Phønix anfangs nicht so recht vorstellen. Als zu unterschiedlich empfand sie die beiden musikalischen Welten. Den Zugang fand sie über das Zuhören. Sie hörte sich die Musik von Phønix nur an, ohne dazuzuspielen. Sie vertiefte sich in die dänische Folkmusik, so wie sie von Phønix gespielt wird und spätestens mit dem persönlichen Kennenlernen der Band wichen die Zweifel. Denn auch wenn die Kulturen und Instrumente sehr unterschiedlich sind, fühlte sie sich den Gästen gegenüber menschlich sehr nahe.
Eine ähnliche Geschichte erzählt Karen Mose von Phønix (Gesang, Keyboards). Auch sie erkannte die Kluft, war aber davon überzeugt, dass in der Musik die Kraft steckt, diese zu überwinden. China empfanden Phønix anfangs als fremd, seltsam und sogar als etwas beängstigend. Doch beim gemeinsamen Musizieren wuchsen sie zusammen und Phønix und Sangka verstanden sich, ohne sich, der Sprachhürde wegen, wirklich zu verstehen. Es folgten mehrere Konzerte in China und später eine Tour in Europa.
Das Ergebnis dieser kulturellen und menschlichen Annäherung gibt es nun auf einer CD mit dem Titel “Groovy Guzheng” zu hören. Sie ist bei GO’ Danish Folk Music (ehemals GO’ Dansk) erschienen und wird über Galileo bei uns vertrieben.
Ein solches Projekt traf bei uns sofort auf offene Ohren. Noch immer sind wir ganz ergriffen von der eigentümlichen, aber sehr freundlichen und warmherzigen Atmosphäre, die aus der Musik spricht. Der weiche Klang der Instrumente, die wunderschöne Stimme von Karen Mose und das melodische Pendeln zwischen Asien und Europa bezaubert und verzaubert.
Zusätzlich wirkt das Album leicht und verspielt. Ganz selbstverständlich erscheint es auf einmal, dass chinesische und dänische Musik zusammen erklingen. Ein Miteinander der Kulturen, kein Messen, kein Vergleichen, keine unnötige Anpassung. Beide Seiten nehmen Elemente des jeweils Anderen auf, so, als wollten sie damit ihren gegenseitigen Respekt ausdrücken.
Doch die Musik auf “Groovy Guzheng” ist zu gut und überzeugend, als nur als Experiment betrachtet zu werden. Phønix und Sangka schaffen es, die neun Titel des Albums so raffiniert zu präsentieren, dass es wie ein homogenes Miteinander klingt. Beschwingte und ruhige Phasen wechseln sich ab. “Groovy Guzheng” ist ohne Abstriche eine Glanzleistung.
Rating
Tracks
Line-Up
Tour
Orientierungshilfe
