Finnische Musik in ihren unterschiedlichen Ausprägungen erfreut sich momentan größter Beliebtheit. Dass dies nicht einem raffinierten Marketing-Trick zu verdanken ist, sondern in der Musik, den Musikern und in der vielgestaltigen Unterstützung in Finnland begründet liegt, wird deutlich, wenn man sich etwas intensiver mit der finnischen Musikszene beschäftigt.
Ein gutes Beispiel hierfür ist Pauliina Lerche. Die Musikerin gehörte als Neunjährige zur Urbesetzung der heute bekanntesten Folkrock-Band Finnlands “Värttinä”. Später sang und spielte sie zusammen mit ihrer Schwester Hannamari in der Band “Mimmit”, für die sie die Lieder schrieb. Sie wurde und ist noch immer Mitglied von “Burlakat” und absolvierte die Sibelius Akademie für Volksmusik in Helsinki. Mittlerweile ist sie in weiteren Projekten engagiert (u.a. der Band Kriya).
“Katrilli” ist ihre erste Solo-CD und hier zeigt sie sich von einer überaus modernen bzw weltmusikalischen Seite. Zugleich kommt ihre Liebe zu indischer Musik zutage. Das Album ist in manchen Momenten wunderbar exotisch und sehr experimentell, obwohl der Kontakt zu ihrer Basis, der karelischen Volksmusik, niemals aufgegeben wird. Diese Spannung zwischen fremd, traditionell und modern ist extrem aufregend und reizvoll.
Innerhalb einzelner Stücke werden sowohl indische wie auch traditionell finnische Elemente verarbeitet. Ohne es gehört zu haben, scheint diese Kombination kaum vorstellbar, doch Pauliina Lerche bringt dieses Kunststück zustande – es funktioniert. Es ist faszinierend, dieser Verschmelzung verschiedener musikalischer Stile und Kulturen zu lauschen. Sie sucht die Grenzen dessen, was mit traditioneller Musik ihrer Heimat gemacht werden kann.
Sie spielt Akkordeon, Geige, Kantele und Deltar, singt ein- und mehrstimmig. Setzt stilfremde Instrumente ein und entwickelt außergewöhnliche Arrangements ohne auf billige Effekthascherei zurück zu greifen. Gleich mit dem ersten Stück “Vot I Kaalina” etwa, definiert sie den Begriff Folkrock neu. In einer unglaublichen Homogenität werden hier folkloristische und rockige Elemente vereint. “Vot I Kaalina” gehört zu den Höhepunkten des Albums.
Gar in Björksche Klanggefilde stößt Pauliina Lerche mit “K.K.K. Remix” vor. Auf einem Rhythmus, der gebildet wird aus digitalen Störgeräuschmustern und Tablas läßt sie ein indisches Klangmeer entstehen.
“Katrilli” gehört zu den besten modernen Folk- bzw Weltmusikalben, die wir in den letzten Jahren gehört haben. Wäre es nicht bereits 2003 veröffentlicht worden, wäre sie unsere CD des Monats geworden.
Die CD ist mittlerweile so gut wie vergriffen. Zum Glück konnte uns Pauliina Lerche noch ein Exemplar zur Verfügung stellen. Aber sie plant Nachpressungen und dann dürfte das Album auch wieder bei Kioski zu kaufen sein. Also, immer wieder hier mal nachschauen: www.kioski.de
Noch ein Hinweis: Demnächst kommt eine neue CD der sympathischen Finnin auf den Markt, die wir – logisch – vorstellen werden.
Tracks:
1. Vot I Kaalina 3:25
2. Rapakatrilli 4:09
3. Orvokin Valssikatrilli 3:11
4. Kirkonkellot – Lemmen Katrilli 5:24
5. Tuuli Taivutti – Lanssi
6. Liianmies 4:03
7. Kadonneet Kirkonkellot 9:18
8. Vipukatrilli 4:56
9. Kaalina Timojaa 3:36
10. Katrilli Kintaan Kylästä 8:24
11. Delhi.Katrilli 4:41
12. K.K.K. Remix 7:08
Line-Up:
Accordion, Vocals – Pauliina Lerche
Backing Vocals – Soila Sariola
Backing Vocals – Hannamari Luukkanen
Guitar – Peter Lerche
Keyboards – Kalle Torniainen
Quena – Silvo Vatanen
Cittern – Petri Prauda
Guitar – Peter Lerche
Mandolin – Jarmo Romppanen
Percussion – Ricardo Padilla
Violin – Lassi Logrèn
Kantele [Concert Kantele] – Timo Väänänen
Tabla – Sarit Das
Tambura – Imran Sabri
Vocals – Sarathi Chatterjee
Sarangi – Kamal Sabri
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