Das Album “Almost Golden” von Nora Sänger wird als “undeutsch” im Promotext bezeichnet und das passt, da die Hamburgerin mit ihrem Debüt ein Album auf den Markt gebracht hat mit Musik, die man dem undeutschen Genre Contemporary Country zuordnen kann. Nun wird so mancher unken, dass der Musikmarkt alljährlich mit einer Unmenge solcher Alben aus den USA überschwemmt wird. Das stimmt zwar, aber dennoch ist das Debüt Nora Sängers kein billiger Abklatsch des amerikanischen Mainstream-Sounds, sondern hörbar das Ergebnis einer musikalischen Entwicklung.
Die Entstehung des Albums erforderte von Nora Sänger sehr viel Energie und Engagement. Nachdem sie sich in verschiedenen Bandprojekten versuchte, reifte der Entschluss, es solo zu versuchen. Mithilfe von Crowdfunding finanziert, spielte sie nach einem länger dauernden Reifeprozess ab 2013 dieses Album ein. Diese überraschende musikalische Reife eines Erstlingswerks ist, neben der Stimme und der Songqualität, der Grund, warum wir “Almost Golden” für hörenswert halten.
Musikalisch betrachtet, bietet Nora Sänger hier einen Mix, der tatsächlich den Pop-Country-Platten aus den USA sehr nahe kommt – manche Alben von Martina McBride oder Trisha Yearwood könnte man als Beispiele nennen. Damit ist die Messlatte extrem hoch! Dennoch ist unverkennbar, dass Nora Sänger nicht den Fehler gemacht hat, ein aalglattes überproduziertes Pop-Werk zu kreieren. Nein, hier gibt es Überraschungen und Luft zum Atmen, was der Musik reizvolle Akzente und eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Es lohnt sich hier, hinzuhören – im Gegensatz z.B. zum letzten Album von Sara Evans, das langweilig, aufgesetzt und uninspiriert klingt und schablonenhaft die Klischees bedient.
Man kann gespannt sein, wie sich diese Karriere weiter entwickelt. Reichlich Potential für einen positiven Verlauf ist bei Nora Sänger vorhanden – doch kommt es auch auf Vitamin B und Glück an. Letzteres wünschen wir ihr, wie auch den Mut, die eigenen Vorstellungen umzusetzen.
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