Die iranische Musikszene gilt bei uns als eine der interessantesten des orientalischen Raums. Viele unser Leser kennen sicher Azam Ali , Mohammad Reza Mortazavi
oder Mohsen Namjoo
(der Urheber der verrückten Version von Led Zeppelins “Whole Lotta Love” namens “Golmammad”), um nur ein paar Namen zu nennen, die uns auf die Schnelle einfallen.
Der Name Marjan Vahdat muss in diesem Zusammenhang natürlich ebenso genannt werden. Marjan gilt, ebenso wie ihre Schwester Mahsa Varhat, als bedeutende Vertreterin der iranischen Musik, bzw. des iranischen Gesangs.
Marjan Vahdat veröffentlicht jetzt mit “Serene hope” ihr zweites Soloalbum. Zusammen mit ihrer Schwester hat sie schon mehrere Alben eingespielt, darunter das schöne Album “Twinklings of hope” aus dem Jahr 2012. Ihre Soloveröffentlichungen unterscheiden sich davon nur wenig. Allerdings scheint Marjan Vahdat solo kleine bis kleinste Ensembles zu bevorzugen.
Auf “Serene hope” hat sie mit Ahmed Al Khatib aus Palästina, Ertan Tekin aus der Türkei, Gjermund Silset aus Norwegen und Ali Rahimi aus dem Iran, ein ganz besonders exquisites Ensemble zusammengestellt. Dieses kleine Ensemble und die zurückhaltende Art ihres Spiels lassen feinste dynamische Nuancen erkennen. Bei aller Zurückhaltung besitzt die Begleitung dennoch eine gewisse Verspieltheit und Farbigkeit, aber dies stets dem Gesang Marjan Vahdats angepasst.
Marjan Vahdats wundervolle Stimme steht zwar in gewisser Weise im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens, doch dominiert sie nicht, bzw. nicht durchgängig. Den Freiraum füllen ihre Musiker allerdings niemals vollständig aus, sondern beschränken sich nur auf das Notwendigste – nur so viel, damit nicht der Eindruck entsteht, es fehle etwas. Bei aller Exotik ist die Musik auch für westliche Ohren relativ leicht zu hören. Viertelton-Intervalle gibt es eher selten zu hören (oder haben wir uns schon so daran gewöhnt, dass sie uns nicht mehr auffallen?).
Die in Teheran aufgewachsene Marjan Vahdat schafft auf “Serene hope” eine bezaubernde Atmosphäre. Ihre vielfach überraschend eingängigen Melodien, wie im sehnsuchtsvollen “The Air of Lovers”, ergreifen und berühren. Vahdat vertont hier klassische persische Gedichte, aber auch Texte von Zeitgenossen, wie Forough Farrokhzad und Mohammed Ebrahim Jafari. Wer weiß, welch schwelgerische Sprache die orientalische Poesie besitzt, mag erahnen, dass uns Europäern ohne Kenntnis der Sprache hier viel verloren geht:
“Deine Lippen lachen mich an wie jeder einzelne Kern eines Granatapfels, sie sind von ganz anderer Art, anmutig wie eine Lotusblume, dünner als ein Blütenblatt.”
Seit der islamischen Revolution von 1979 ist es Frauen im Iran der Ayatollahs untersagt, als Sängerinnen öffentlich solistisch aufzutreten. Wollen sie sich weder auf eine Karriere im Backgroundchor beschränken noch auf Auftritte vor ausschließlich weiblichem Publikum, so sind sie bis heute gezwungen, Bühnen außerhalb ihrer Heimat zu suchen. Hilfreich erwies sich wieder einmal das norwegische Plattenlabel Kirkelig Kulturverksted, das Marjan trotz der widrigen Umstände in Persien seit nunmehr 14 Jahren einen Zugang zum internationalen Publikum ermöglicht.
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