Unser erster Gedanke war, dass “Appetite for destruction” ein seltsamer Titel für ein Folkalbum ist. Noch dazu, wenn Louise Støjberg daran mitwirkt, die uns bislang vom Kammerfolk-Ensemble Zenobia her bekannt war. Doch hätten wir genauer hingesehen, hätten wir erkannt, dass es hier um Ablenkung geht und nicht um Zerstörung, der Titel lautet nämlich “Appetite for distraction”. Mit Guns’n’Roses hat dieses Album denn auch wahrlich nichts zu tun.
Den spaßigen Titel ließ sich das dänische Duo LSMR, das aus Louise Støjberg und Martin Rauff besteht, für das Debütalbum einfallen. Beim Anhören des Albums kam die nächste Überraschung, da wir uns auf Klänge in Richtung Zenobia eingestellt hatten. Wir hatten nicht mit dieser stilistischen Bandbreite Støjbergs gerechnet.
In unserer Datenbank gestöbert, kamen mehrere Einträge für Støjberg zum Vorschein. Zum einen die Scheiben, die sie mit ihrer Band Støjberg, die neben ihr, aus Morten Husted, Martin Rauff und Casper Mikkelsen besteht, einspielte (“Songs From the Path” und “Songs From the Path II”). Dann ergab die Suche einen Eintrag für die Uhrban Stöjband mit der CD “Last Waltz”. Weiters fand sich noch das Duo Støjberg/Thorsteinsson (Rune Thorsteinsson) mit dem Album “Autumn Brings Me Home”. Als weiterer Projektname erschien Bound by law, ebenfalls unter Beteiligung von Martin Rauff.
Nachdem wir uns die Alben der Band Støjberg angehört hatten, wunderte es uns nicht mehr, dass Louise Støjberg und Martin Rauff ein so stark amerikanisch beeinflusstes Folkalbum eingespielt haben. Denn schon immer scheint ihr musikalischer Schwerpunkt nicht unbedingt auf dänischem Folk gelegen zu haben. Ein Bezug in Richtung American-Folk ist immer zu hören, bei der Band Støjberg sogar in Richtung Indie-Rock mit leichten Calexico-Anleihen, was sich auch auf “Appetite for distraction” dezent zeigt.
Nun also ihr Debüt als Duo mit Martin Rauff, auf dem beide ganz klar in Richtung American-Folk gehen, auch wenn die Instrumentierung dafür etwas ungewöhnlich ist (siehe Line-Up unten). Dabei zeigt sich, dass die Stimmen von Louise Støjberg und Martin Rauff vor allem im Zusammenklang überaus gut harmonieren. Beide Stimmen sind eher rauh und klar. Zusammen wird daraus ein sehr schöner Sound. Dies kommt sehr stark zur Geltung, da meist nur akustische Gitarren-Begleitung vorliegt, wobei verschiedene Spieltechniken angewendet werden.
Die Musik weist auch eine leichte Ähnlichkeit mit Alternative-Country auf, wie wir sie z.B. von Steve Earle oder
Earle & Colvin her kennen, auch wenn “Appetite for distraction” weitaus einfacher produziert ist, als die Alben Earles. Auch in Sachen Songwriting können es Louise Støjberg und Martin Rauff fast mit ihm aufnehmen.
So ergibt sich am Ende als Urteil, dass “Appetite for distraction” ein richtig gutes Album ist. Es bietet Musik, die man von Künstlern aus den USA oder Kanada erwartet hätte, aber gewiss nicht aus Dänemark. Louise Støjberg und Martin Rauff zeigen sich als exzellente Komponisten, die ihre Musik auch noch überzeugend präsentieren können. Wir sind sehr angetan von “Appetite for distraction”.
Das mit schönen Fotografien versehene Beiheft enthält alle Texte. Diese sind übrigens passenderweise durchgängig in englischer Sprache.
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