Dieses Album war als Kurzvorstellung geplant. Doch je länger es lief, wurde immer klarer, welch außergewöhnlich guter Irish-Folk-Scheibe wir gerade lauschten. Somit wurde aus einer Kurzvorstellung eine ausführliche Rezension.
Folk und insbesondere Irish-Folk wird oft mit Schmusesound verwechselt. Doch das in Dublin ansässige Quartett Lankum räumt mit diesem Vorurteil gründlich auf. Auf ihrem soeben erschienenen Album “Between the Earth and Sky” zeigen sie, dass Folkmusik rebellisch sein kann – oder muss.
Lankum haben sich nach einem kindermordenden Bösewicht aus einer alten Ballade benannt. Ihr Repertoire setzt sich größtenteils aus eigenem Material und traditionellen irischen Liedern zusammen. Früher firmierten sie als Lynched und brachten unter diesem Namen 2015 das Album “Cold Old Fire” heraus. Der Ursprung der Band geht allerdings nocht weiter zurück, nämlich zum Experimental-Psychedelic-Folk-Punk-Duo der Gebrüder Ian und Daragh Lynch. Cormac MacDiarmada und Radie Peat schlossen sich ihnen 2012 an.
Als ihre gemeinsamen Vorbilder bzw. Einflüsse nennen die Vier Planxty , The Dubliners
und the Watersons
. Fragt man nach den persönlichen Vorlieben, wird es richtig bunt. American-Oldtime-Music, Krautrock, Ambient-Techno, Psychedelic Folk, Black Metal und Rock’n’roll werden oft gehört.
Da verwundert es nicht, dass “Between the Earth and Sky” denn auch kein Standard-Irish-Folk-Album ist. Zwar klingt es vom ersten Ton an nach Irish-Folk. Allerdings ist die Lankum-Variante dermaßen rauh, direkt, fast schon grob. Obwohl vollkommen mit akustischen Instrumenten eingespielt, kommt die Musik kraftvoll und wuchtig. Widerstand ist zwecklos – “Between the Earth and Sky” muss man lieben. Die vierstimmigen Gesangspassagen sind einfach himmlisch.
Lankum vollbringen hier ein Kunststück. Einerseits lassen sie ihre Musik das sein, was sie ist, nämlich Irish-Folk. Andererseits gewähren sie uns einen Blick darauf, wie sie die Musik ihrer Heimat heute hören möchten. Tradition und Moderne verschmelzen vollends und gehen ineinander auf. Das beim britischen Label Rough Trade Records veröffentlichte Album stellt ein musterhaftes Beispiel dafür dar, dass Folk-Musik nach lange nicht ausgedient hat.
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