Das Kronos Quartet hat schon längst die Grenzen dessen hinter sich gelassen, was man sich unter einem Streichquartett vorstellt. Dass es sich um die Aufführung zeitgenössischen klassischen und avantgardistischen Repertoires verdient gemacht hat, verdient ebenso Erwähnung, wie die Zusammenarbeit des Quartetts mit verschiedenen Künstlern aus dem Bereich der in Deutschland so genannten U-Musik.
Mit “Ladilikan” gibt es nun das Ergebnis einer neuen Zusammenarbeit zu hören. Mit dem Trio Da Kali, das aus Hawa Kassé Mady Diabate (Gesang), Lassana Diabaté (Balafon) und Mamadou Kouyaté (Bass-Ngoni) besteht, verzog sich das Kronos Quartet ins Studio.
Als wir Wochen vor der Veröffentlichung des Albums von diesem Projekt gehört hatten, konnten wir uns nicht vorstellen, wie so etwas funktionieren soll. Bei der Verbindung von afrikanischer Musik mit einem Streichquartett, glaubten wir nicht an ein ebenbürtiges Miteinander. Doch wir hatten schlicht und einfach unterschätzt, was der als Arrangeur angeheuerte Komponist Jacob Garchik zu leisten im Stande ist. Denn es ist in erster Linie seine Leistung, dass hier zwei musikalische Welten eins werden. Er schafft nicht nur Brücken, er schafft es, dass aus zwei Ensembles eines wird.
Der Klang eines Streichquartetts hat gemeinhin etwas Erhabenes und Hehres, manchmal auch etwas Kühles. Dieser Eindruck geht hier gänzlich verloren. Natürlich liegt das auch an der lebendigen Spielweise des Quartetts und dem weichen Klang, der dadurch entsteht.
Lassana Diabaté, der musikalische Direktor des Trio Da Kal, war zu Beginn des Projekts nicht vor frei von Ängsten:
“Zu Beginn hatte ich große Zweifel. Doch als ich sie eines meiner Lieder spielen hörte, dachte ich: Wie ist das möglich? Sie spielen es wie ich es tue. Ich realisierte sofort, das wird die perfekte Verbindung zweier Musikkulturen, die beste Kooperation, die ich je eingegangen bin.”
Auch in unseren Ohren klingt “Ladilikan” nach einer perfekten Verbindung.
“Da Kali” bedeutet übersetzt “ein Pfand zu geben”. Diesen gibt das Trio, in dem es sich auf ein musikalisches Erbe bezieht, das aus der Zeit von Sunjata Keita, dem Gründer des großen Mali-Reiches im frühen 13. Jahrhundert stammt. Das Line-Up mit Balafon (Xylophon), Bass Ngoni (Laute) und Sängerin basiert auch auf dieser alten Tradition.
Die Mitglieder des Trios kommen aus musikalischen Familien. Lassana Diabaté war ein langjähriges Mitglied von Toumani Diabates Symmetric Orchestra und hat mit Salif Keita, Taj Mahal und vielen anderen zusammengearbeitet. Bass Ngoni-Spieler Mamadou Kouyaté ist der älteste Sohn von Bassekou Kouyaté. Sängerin Hawa Kassé Mady ist die Tochter von Kassé Mady Diabate.
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