Der Blick auf das Bandfoto hat uns zunächst erschrecken lassen. Vier Männer mit modischer Gesichtsfrisur, voll dem Mainstream angepasst. Doch glücklicherweise hat Jessy Martens ihre Männer im Griff und sagt ihnen, wo es musikalisch lang gehen soll. Ihr Kompass zeigt in viele Richtungen, aber nicht in Richtung Massengeschmack. Tja, Frauen scheinen sich Modezwängen offensichtlich besser widersetzen zu können.
Trotz Lust zu Uniformität in der Optik bringt das männliche Quartett einen wuchtigen und variablen Sound zustande, der der Stimme der grandiosen Jessy Martens das ideale Parkett bietet. Hier kann sie zeigen, dass sie Blues, Soul und Rock mit Perfektion und Souveränität zu intonieren vermag. Leidenschaft, Kraft, aber auch Gefühl transportiert sie dabei so unmittelbar, so unglaublich direkt, dass man nur staunen kann.
Für den wuchtigen Sound ist aber auch Marc Schettler verantwortlich, der an den Reglern saß. Mit ihm und mit ihrem Produzenten Stephan Gade, gelingt es der Hamburgerin Martens, schon wieder ein Album vorzulegen, dass nicht nur ihre unüberhörbaren musikalischen Stärken präsentiert, sondern auch die pure Lust an der Musik demonstriert.
Das, weshalb wir hier so in Verzückung geraten, heißt “Tricky Thing” und ist soeben bei Jayfish Records erschienen. Das Album ist das vierte Martens-Studioalbum seit 2011. Davor hat sie allerdings auch schon veröffentlicht. Ihr erstes Album erschien 2007, damals gerade erst 20 Jahre alt, unter dem Namen “That’s Why I’m Crying” als Jessy Martens & Jan Fischer’s Blues Support.
Mit den zehn neuen Titeln dürften Jessy Martens & Band jeden überzeugen, der noch auf richtig gute handgemachte Musik steht. Auch wenn Jessy Martens verdientermaßen im Mittelpunkt des Geschehens steht, ist unschwer zu erkennen, dass sie von einer ebenbürtigen Band umgeben ist. Mühelos wechseln sie vom Bluesrock zur jazz-angehauchten Ballade. Gleich im Titelstück brilliert Markus Schröder mit einem sehr überraschenden, herrlich jazzigen Pianosolo. Wenn es passt, geben sie schon mal eine Prise Funk dazu und machen das Gebräu noch eine Spur heißer. Poppig wird die Musik nur gelegentlich.
Bevor uns Christian Hon Adameit (Bass), Christian Kolf (Schlagzeug), Dirk Czuya (Gitarre) und Markus Schröder (Keyboards) Prügel androhen: Wir wissen, dass einige von Euch schon Bärte getragen haben, lange bevor es Mode wurde! 😉
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