Im vergangenen Jahr hatten wir geplant, das damals aktuelle Album von Hurricane Ruth “Winds of Change” (EP) vorzustellen. Leider fiel das Vorhaben unserem Zeitmangel zum Opfer. Nun steht das Stimmwunder aus den USA mit einem Full-Length-Album am Start: “Ain’t Ready for the Grave”.
War “Winds of Change” eher ein Rhythm’n’Blues-Album mit fetten Bläsern, zeigt sich Hurricane Ruth diesmal als “Hard Rockin Woman”, bzw. Ruth LaMaster, so ihr voller Name. Blues bringt sie auch auf dem neuen Album, aber diesmal nicht ganz so leichtfüßig. Die Band stampft kräftig los. Aber am aufregendsten ist auch diesmal die fulminante Stimme.
Der Name Hurricane Ruth passt echt gut. Big Mama Thornton, Janis Joplin, Tina Turner und Aretha Franklin sind bei ihr in einer Person vereint. Deren Kraft, Energie, Feuer und Seele spricht aus ihr.
Um ihr Image als “Hard Rockin Woman” zu unterstreichen, hat sie sogar “Whole Lotta Rosie” auf die CD gepackt. Na, von wem schon, AC/DC natürlich! Hurricane Ruth macht aus dem trockenen Original eine feurige Rocknummer, die vor Kraft strotzt, wow. Da Hurricane Ruth sowohl langsame Blues-Nummern, Balladen und Bluesrock gleichermaßen beherrscht, kann man nur schwer sagen, wo sie am besten ist.
Der große Willie Dixon sagte einst zu ihr: “Du bist der einzige Hurricane, gegen den ich nichts habe.”. Mit ihm, sowie John Lee Hooker, B.B. King oder Taj Mahal spielte Hurricane Ruth bereits zusammen. Aber auch die jüngeren Bluesgrößen luden sie ein, wie z.B. Kenny Wayne Shepherd, Royal Southern Brotherhood und Ronnie Baker Brooks. Sogar mit einigen Bands der härteren Richtung teilte sie schon die Bühne, darunter Heart, Judas Priest, Joan Jett and The Blackhearts und Steppenwolf.
Ein Blick auf die Besetzung lohnt sich, denn wenn man die Namen liest, wird klar, woher die Power kommt. Allerdings mussten sich die Männer mächtig ins Zeug legen, um mit der Stimme von Hurricane Ruth mitzuhalten. Hier sei auch an das letzte Album von Joanne Shaw Taylor erinnert, die sich eine ähnliche Verstärkung suchte.
Um nicht mißverstanden zu werden: “Ain’t Ready for the Grave” ist kein Rockalbum. Es finden sich zwar einzelne Rock- bzw. Bluesrocknummern darauf, aber ebenso Blues in den verschiedensten Varianten und Geschwindigkeiten. Wir befürchten allerdings, dass den Bluesdogmatikern Hurricane Ruths dynamische, kernige und kraftvolle Bluesvariante zu wenig authentisch ist. Dann sollen sich die Puristen eben eine alte Scheibe von Muddy Waters auflegen. Wir hingegen bevorzugen Hurricane Ruth, denn uns hat seit sehr langer Zeit kein Bluesalbum mehr so begeistert wie “Ain’t Ready for the Grave”. Erste Sahne!
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