Bei den Begriffen Orient-Jazz und Oud denkt man sofort an Rabih Abou-Khalil oder Anouar Brahem
. Doch ab sofort sollte man in diesem Zusammenhang auch an das Haz’art Trio denken. Denn mit ihrem kürzlich via The Muse Alliance erschienenen Album “Infinite Chase” lässt das Trio bestehend aus Musikern aus Tunesien, der Schweiz und Deutschland aufhorchen.
Im Sommer 2011 trafen sich die Musiker Fadhel Boubaker (Oud), Jonathan Sell (Kontrabass), Jakob Deiml (Klavier) und Niko Seibold (Saxophon) das erste Mal auf dem Workshop „Orient meets Occident“ in Bayreuth. Diese Begegnung war der Beginn einer lang andauernden Zusammenarbeit. Im Januar 2013 stieß Dominik Fürstberger (Schlagzeug) für die Aufnahme des Albums “Un Coup du Destin” hinzu. Zwei Jahre später folgte die Gründung des Haz’art Trios.
Was uns an der Musik des Trios ganz besonders gefällt, ist das stete Pendeln zwischen den beiden musikalischen Welten, der des Orients und des Okzidents. Entsprechend dem Titel des Workshops. Ein weiteres markantes Merkmal ist die bedeutende Rolle des Bassisten Jonathan Sell, der nicht nur allerlei Spieltechniken anwendet, sondern sich auch sehr stark am melodischen Geschehen beteiligt und phasenweise zum Soloinstrument wird und die Oud zum Begleitinstrument. Gerade dieses selten gehörte Rollenspiel ist ungemein reizvoll.
Harmonisch gesehen, würden wir die Musik eher als westlich geprägt einstufen, doch das Spiel Fadhel Boubakers auf der Oud bringt viel Exotik ein, wobei er sich mit spielerischer Leichtigkeit ständig entlang der Kulturgrenze bewegt. Dominik Fürstberger am Schlagzeug fungiert immer wieder als Brücke zwischen seinen Mitmusikern. Seine Beiträge sind im Vergleich zu vielen anderen Jazz-Schlagzeugern verhalten, zeugen jedoch von großer Gestaltungskraft und Variabilität.
In den verhaltenen Titeln, wie “12th Night Procession” und “Abendstern”, kommt die exzellente Produktion durch Vladimir Ivanoff besonders zur Geltung. Das Klangbild ist durchsichtig und mit dem Einsatz von Halleffekten wurde zum Glück gespart. Die resultierende Leere erleichtert den Zugang zur Musik und trägt zur Steigerung der Spannung bei.
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