Die übliche Vorgehensweise der Norwegerin Hanne Kolstø ist, für ihre selbst verfassten Texte die Musik im Nachhinein oder zumindest gleichzeitig zu schreiben, also, ihre Gedichte zu vertonen. Bei “Fest Blikket”, ihrem neuen Album, ging sie den umgekehrten Weg. Nun, wie wirkt sich diese Änderung auf das Resultat aus?
Hanne Kolstø gehört mittlerweile zweifelsfrei zu einer der erfolgreichsten Musikerinnen ihrer norwegischen Heimat. Zählt man das Live-Album dazu, finden sich mittlerweile sieben Alben in ihrer Solo-Diskographie, seit 2011. Da fällt einem unweigerlich der Begriff “workoholic” ein.
Was auffällt, ist, dass Hanne Kolstøs Musik auf dem neuen Silberling deutlich geradliniger und eingängiger ist, als z.B. der Vorgänger. Ohrwurmartige Melodien beherrschte sie schon immer, doch erschwerte sie den sofortigen Zugang häufig durch eine extravagante Instrumentierung und Produktion. Klar, steht Hanne Kolstø drauf, ist auch Hanne Kolstø drinnen. Also verspielt, etwas Indie, etwas Alternative ist sie auch diesmal, aber nicht mehr so intensiv wie früher.
Auf “Fest Blikket” klingt die Künstlerin freier, fließender, farbenfroher. Sie lässt sich mehr Zeit innerhalb der einzelnen Stücke, um diese zu entwickeln. Eine gewisse Reduktion. Wir interpretieren das als Zeichen einer Reifung. Hanne Kolstø strahlt mehr Ruhe, Entspanntheit und Selbstsicherheit aus. Das raffinierte Verweben von Harmonien, Melodien und Rhythmen gelingt ihr wieder mit spielerischer Leichtigkeit.
Mit “Fest Blikket” zeigt sich ein großes Talent abermals ein Stückchen besser. Dass Hanne Kolstø hier die Musik im Nachhinein mit Texten versehen hat, hatte keinerlei negative Auswirkungen auf das Resultat. Die Gedichte, die sie für das Album ausgewählt hat, drehen sich um das Thema “Persönlichkeitsfindung”.
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