Nur wenige Takte benötigt Eric Bibb und schon ist der Hörer gefesselt. Wovon, das ist schwer zu beschreiben, denn was Eric Bibb musikalisch in der Regel treibt, ist nicht unbedingt als neu zu bezeichnen – Blues, American Folk und etwas Soul und Funk. Es ist eher die Art, wie Eric Bibb seine Musik schreibt und einspielt. Es ist sein absolutes Feingefühl, mit dem er singt und seine, meist akustischen, Gitarren spielt.
So sind auch auf seinem neuen Album “Jericho Road” die ersten gezupften Akkorde des Openers “Drinkin’ Gourd” gleich derart überzeugend, dass man die Lust verspürt, das Album in voller Länge durchzuhören. Am Ende erkennt man, dass man eine kleine musikalische Reise hinter sich hat. Denn Bibbs stilistische Bandbreite wird von Album zu Album größer. Auch wenn sich immer wieder exotische Farbtupfer (z.B. afrikanische Kora oder Kalimba) finden, bleibt Bibb einerseits seinem bekannten Stilmix treu, andererseits definiert er ihn neu und verleiht seiner Musik eine sehr persönliche Note.
Doch sind es hier sehr gewagte Kombinationen. Es klingt, als hätte Eric Bibb wild drauf los experimentiert und alle Instrumente, die zu finden waren, ausprobiert. Auf diese Weise entsteht hier ein Sound, der kaum in Worte zu fassen ist. Aber damit kein Missverständnis aufkommt: Eric Bibb schafft es, seinen klanglichen Experimenten eine Form zu geben und die Klänge zu verschmelzen, so exotisch sie auch sein mögen. Und es bleibt immer seine Musik, die eindeutig zu den eingangs erwähnten Genres gehört.
Was Eric Bibb hier vorlegt, ist nichts weniger als ein grandioses Meisterwerk. Er wird von Jahr zu Jahr besser und selbstbewusster. Womit wird er uns wohl beim nächsten Album überraschen?
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