Emel Mathlouthi, in New York lebende Tunesierin, kehrt mit einem neuen Album zurück: “Ensen” (“Mensch”). Fünf Jahre nach ihrem Debüt “Kelmti Horra” (“Mein Wort ist frei”).
“I faced resistance from people wanting to keep me confined to an ‘ethnic box’ and trying to limit my creative freedom.”
“Ensen” stellen wir der innovativen Musik Emels sehr gerne vor. Orientalische Töne in Verbindung mit knackigen Beats, elektronischen Sounds und in überraschenden Arrangements. Emel brach von ihrem momentanen Wohnsitz in die Welt auf, um ihr neues Album in sieben verschiedenen Ländern und mit zahlreichen Produzenten, darunter Valgeir Sigurðsson (Sigur Rós ,
Björk) und Johannes Berglund (The Knife
, Shout Out Louds
, Ane Brun
), aufzunehmen. Entsprechend bunt und abwechslungsreich ist “Ensen”.
Emel Mathlouthi hat in ihrer Jugend, trotz Schwierigkeiten sie zu bekommen, die Musik von Joan Baez , Pink Floyd
und
Led Zeppelin gehört. In ihrer Studentenzeit hat sie sogar in einer Metalband gespielt. Sehr schnell machte sie sich einen Ruf als Protestsängerin. Ihr 2007 geschriebenes Lied “Kelmti Horra” wurde schließlich zur Hymne des “Arabischen Frühlings”.
Gegenüber ihrem Debüt geht Emel auf ihrem neuen Album weiter. Es sind weniger traditionelle Momente enthalten, wodurch die Musik persönlicher wird und einen völlig eigenständigen Charakter besitzt. Nun macht Emel gänzlich ihre Musik. Die Visionen, die sie im Laufe der Jahre entwickelt hat, sind nun hörbar.
Die Ideen für das Debüt fand Emel vorwiegend auf der Bühne, wohingehend die Ideen für “Ensen” im Studio entwickelt wurden. Zuerst wurden Aufnahmen der einzelnen Stücke mit Klavier, Gitarren und Tunesischen Trommeln gemacht. Danach wurden die Spuren ausgetauscht durch solche mit Synthesizern und Loops, die anschließend noch durch diverse Mixer, Effekte und Verzerrer gejagt wurden. Trotz aller Elektronik wurden zum Schluss abermals akustische bzw. gesampelte Instrumente hinzugenommen, diesmal jedoch traditionelle, wie Gimbri , Mezwed
und Bendir
. Bis am Ende nichts mehr so klang, wie zuvor und Emels bislang ungehörte Klangideen Gestalt angenommen hatten.
Das Album ist von Beginn an sehr spannend, in wenigen Momenten sogar düster und gespenstisch. Und durchgängig ernst – keine Musik, die zum Tanzen anregt, obwohl die Stücke meist von Rhythmen vorangetrieben werden. Emel ist Protestsängerin geblieben, entsprechend rufen die Texte abermals zu Ungehorsam und zum Mut für Veränderungen auf.
“Ensen” ist betörend, verwegen und unglaublich faszinierend. Einfach ein grandioses Album.
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