Dem Label Nordic Notes sei Dank, dass das im Juli in Estland erschienene Debütalbum des Duos Malva & Priks nun auch hiesigen Musikfreunden zugänglich wird.
Was Mastermind Kulno Malva am Akkordeon und sein Partner Kristjan Priks hier aufgenommen haben, besitzt eindeutig die Merkmale der estnischen Folklore. Sowohl was die Melodik, wie auch den Gesangsstil angeht. Der stete Wechsel zwischen Solo- und Satzgesang zum Beispiel ist ein dort häufig zu hörendes Element.
Was aber auch sehr typisch für einen großen Teil der estnischen Musikerschaft ist, ist der unbekümmerte und kreative Umgang mit dem tönenden Erbe. Es ließen sich hierfür zahlreiche Beispiele anführen. Einfach mal ein wenig auf unserer Webseite stöbern und wir versprechen, dass so manche klingende Perle mit dem Herkunftsstempel Estland zu finden ist.
Kulno Malva kennen wir schon seit ein paar Jahren, sodass wir seine Entwicklung etwas überblicken können. Seine Beteiligung etwa im Trio Lepaseree (mit der umwerfenden Meelika Hainsoo) und dem Album “Väräjän” (2015), sein Soloalbum “Teine” (2012) oder das Duo Malva & Kirsipu mit dem Album “Hingerännakud” (2015). Weiterhin ist bzw. war Malva bei Svjata Vatra, Nikns Suns, Folksell und Hajameelsed Kunznikud tätig.
Sein Suchen nach dem Sound, den er für seine Musik haben will, ist in den Alben seiner Duos und auf seinen Soloalben stets deutlich. Während sein letztes Soloalbum ihn noch auf verschiedenen Wegen zeigte, kam er dem Ziel mit dem Duo Malva & Kirsipu schon ein Stückchen näher. Im Perkussionisten Kristjan Priks scheint er nun endlich den Partner gefunden zu haben, der ihm hilft, sein Konzept umzusetzen.
Wenn Malva & Priks es auf ihrem Debüt “Mässiv” vorhatten, estnische Folkmusik in einer Unplugged-Rock-Variante vorzutragen, dann ist ihnen das zu 100 Prozent gelungen. Traditionals und eigenes Material verschmelzen zu einem wagemutigen Gebräu. Mithilfe von ein klein wenig Elektronik schaffen es die beiden, das Akkordeon, vereinzelt auch den estnischen Dudelsack, nach mehr klingen zu lassen, als es diese Instrumente sind. Richtig fett kommt das Akkordeon so manches Mal rüber. Der Albumtitel “Mässiv” passt also bestens.
Das Bild, das wir uns von Kulno Malva als Musiker machen, fasst er selbst sehr gut zusammen:
“I’m looking for my own sound and face, not to walk in someone else’s shoes, but to find my own path, whether I work with heritage or my own creation.”
Der einzige Wermutstropfen von “Mässiv” ist die EP-typische Kürze. Denn man hätte am Ende gerne noch mehr gehört von diesem wilden, seelenvollen Tanz.
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