Die Strottern (Klemens Lendl und David Müller) führen eine Musik ins 21. Jahrhundert, deren Wurzeln weit in die Vergangenheit reichen: Das Wienerlied. Ohne Heurigen-Glückseligkeit, dafür mit viel schwarzem Humor und einer Menge Melancholie bearbeiten sie fremdes Material (z.B. von Peter Ahorner und Hermann Leopoldi), aber auch eigenes.
Die Arrangements sind teils recht gewagt, doch stets passend. Sie scheuen nicht vor avantgardistischen Dissonanzen oder unerwartetem Instrumentarium (Fender Rhodes, Harmonium, E-Gitarre oder Bandoneon) zurück. Trotzdem kommt immer die typische Wirkung des Wiener Blues zur Geltung. Einzig das Saxofon-Solo im Outro von “Wiener Zärtlichkeiten” mag nicht so recht passen.
Die Texte tun ein übriges, die Wirkung der Musik zur Entfaltung zu bringen: Wiener Schmäh. Einfach herrlich, doch sensible Gemüter sollten sich ob der gelegentlichen Derbheit der Texte in Acht nehmen.
Die Strottern stehen ganz klar in der Tradition der Wiener Liedermacher, wie Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner, Georg Kreisler oder Ludwig Hirsch. Doch erst die Neuauflage durch die Strottern macht das Wienerlied zukunftsfähig und einem größeren Publikum zugänglich.
“I gabat ois” ist ein zauberhaftes Album, das eine herrlich prickelnde und zugleich sehr intime Wirkung erzeugt. Musik und Texte zum Zuhören und Genießen. Ein nahezu perfektes Album und deshalb verdientermaßen unsere CD des Monats Dezember 2009.
Tracks:
1. Zehn guidn
2. I gabat ois dafia
3. Linz
4. Ode an den Postverkehr
5. Dod und Dodal
6. Woascheinlich
7. Lumpenlied
8. Grüß Gott, ich bin das Wienerlied
9. Wiener Zärtlichkeiten
10. Amoi no
11. Vergiss mein nicht
12. Langsam
Orientierungshilfe
