Ist es das, worauf wir gewartet haben? Deutsche Volkslieder, in diesem Fall weihnachtliche bzw. winterliche Lieder, in einer zeitgemäßeren aber dennoch braven Variante?
Deutsche Folkmusik tut sich schwer. Gibt es sie überhaupt? Es gibt und gab Versuche in dieser Richtung. Rudi Zapf könnte man als eine positive Ausnahme in Sachen bayerischer Volksmusik anführen. In den Siebziger Jahren gab es Ougenweide mit eher mittelalterlichem Flair. Auch Liederjan konnte überzeugen mit norddeutschem Liedgut. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren einiges auf diesem Gebiet getan. Dennoch, eine lebendige Folkszene, wie in Großbritannien, Irland, ganz Nordeuropa, Osteuropa und und und, gibt es bei uns nicht.
Vergangenes Jahr trat das Trio Bube Dame König zum ersten Mal in Erscheinung mit dem Album “Traumländlein”. Das Echo darauf war sehr positiv. Nun versuchen sie, daran anzuknüpfen und bringen ein “Winteralbum” heraus (was Katie Melua kann, können wir auch…).
Regionale Wintersagen bilden die Grundlage neuer Lieder, dazu neue Arrangements heimischer Weihnachtshits und von den Briten geliehene Melodien. Alles in ein einheitliches Klangbild aus Gitarre, Blockflöte und Drehleier gepackt.
Und was sagen wir dazu? Es passiert nicht oft, aber hier waren wir anfangs in der Tat unschlüssig, was wir von “Winterländlein” halten sollten. Aber beim nochmaligen Hören entdeckten wir allmählich den besonderen Reiz dieses Albums. Warum nicht auch mal zulassen, dass ein Album keiner hochgeistigen Idee folgt, sondern einfach nur altes und neues Liedgut zusammenbringt?
Zumal, “Winterländlein” ist sehr schön und geschmackvoll instrumentiert. Die Arrangements sind hervorragend gemacht. Mit wenigen Instrumenten schafft das Trio ein wohliges Klangbett. Kein Kitsch, aber ein wenig kindliche Verträumtheit. Ihr Vorhaben, “für den Zuhörer eine Weihnachtsfantasie zu erbauen, die anmutet wie ein alter Märchenfilm”, ist geglückt. “Winterländlein”, soeben bei CPL-Music erschienen, ist ein wohltuend “anderes” Winter-/Weihnachtsalbum.
Bube Dame König sind für die deutsche Folkszene ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Ihre Musik könnte ein Modell sein für Folk aus deutschen Landen.
Besetzung
Juliane Weinelt – Gesang, Querflöte, Maultrommel
Till Uhlmann – Drehleier, Violine, Backgroundgesang
Jan Oelmann – Gesang, Akustikgitarre, Violine, Stompbox
Tracks
1 Vom Himmel hoch, da komm ich her
2 Winterwind
3 Kaspar, Melchior & Balthasar
4 Trauervögelein
5 Maria durch ein Dornwald ging
6 Knecht Ruprecht
7 Bärenschlaf
8 Es ist für uns eine Zeit angekommen
9 Susani (Vom Himmel hoch ihr Englein kommt) (trad.)
10 Stille Nacht im August (Zither-Reinhold-Lied)
11 Stehn zwei Stern am hohen Himmel
12 Stroh
13 Feinslieb
Orientierungshilfe
