Auch wenn “Family Tree” als Southern-Rock-Album angepriesen wird, bringt das US-Amerikanische Quartett Black Stone Cherry eher einen Southern-Heavy-Rock-Sound. Das Line-Up der Combo besteht bis heute aus Chris Robertson (Gesang, Gitarre), Ben Wells (Gesang, Gitarre), John Lawhon (Bass, Gesang) und John Fred Young (Schlagzeug), zu deren Familien Mitglieder der ehrwürdigen Kentucky HeadHunters gehören.
Im Gegensatz zu Southern-Rock-Bands, wie Lynyrd Skynyrd , Molly Hatchet
oder die Allman Brothers Band
, steht bei Black Stone Cherry nicht so sehr die technische Virtuosität an Gitarre oder Piano im Vordergrund, sondern der Liedcharakter eines Stücks. Es gibt zwar Soli, aber keine viertelstündigen Gitarrenschlachten, wie das in Siebzigern so beliebt war. Gitarrenfreaks werden enttäuscht sein, doch werden sie getröstet dadurch, dass Black Stone Cherry richtig gutes Zeug schreiben.
Als Vorbilder nennen die Vier Bands wie Cream , Led Zeppelin
oder The Faces
. Sicher gehören auch Bad Company
dazu, denn deren Einfluss ist unverkennbar. Außerdem scheint der Sound der Kentucky HeadHunters
immer wieder durch, allerdings mit deutlich gesteigertem Härtegrad.
Bereits als die Vier noch die Highschool besuchten, arbeiteten sie an ihrer Musik und konnten den Proberaum der HeadHunters, ein alter Bungalow aus den 1940er Jahren, nutzen. John Fred Young erklärt dazu:
“Wir wuchsen quasi im Proberaum auf, umgeben von Postern von Cream, Led Zeppelin, Uriah Heep, den Stones, Montrose und The Faces. Wir waren wie Kinder, die jemand in eine Zeitmaschine gesteckt und diese in den Wald gelegt hat.”
Black Stone Cherry haben sich 2001 in Edmonton, Kentucky, gegründet und seitdem fünf LPs und einige EPs veröffentlicht. “Family Tree” ist also die sechste LP. Die Scheibe haben sie, wie den Vorgänger “Kentucky” von 2016, wieder selbst produziert und in David Barricks “Barrick Recording Studio” aufgenommen. Dieses Mal verzichteten sie vor dem Gang ins Studio auf langwierige Proben. Sie zogen die Unmittelbarkeit und Spontanität des Moments vor, was natürlich auch mal zu Heiterkeit führte:
“Diesmal gab es viel Gelächter im Studio und die Atmosphäre war aufgrund der Vertrautheit sehr entspannt.”
Am Schreiben des Liedmaterials beteiligen sich bei Black Stone Cherry üblicherweise alle Mitglieder der Band, was sicher auch dazu beigetragen hat, dass die Band trotz geringer stilistischer Variationen schon früh einen einheitlichen und wiedererkennbaren Bandsound gefunden hat. Ein Sound mit starken Riffs, schweren Gitarren, leichtem Bluesfeeling und gelegentlichen Ohrwürmern. Allerdings ist auf “Family Tree” erfreulicherweise weit und breit kein Schmuse- oder Popton zu finden. Überrascht wird man eher mit Bläsersätzen und Honky-Tonk-Piano. Beides ist aber eher unauffällig. Übrigens, Warren Haynes ließ es sich nicht nehmen, auf “Family Tree” als Gast zu erscheinen.
Insgesamt also ein richtiges starkes Gitarren-Rock-Album. Black Stone Cherry zeigen sich britisch beeinflusst, jedoch klanglich der US-Rocktradition verpflichtet. Dreizehn druckvolle aber dennoch sehr geschmeidige Rocktitel. Das haut rein!
Rating
Tracks
Line-Up
Tour
Orientierungshilfe
