Seit ihrem grandiosen Debütalbum “Volume 1” sind wir begeisterte Fans von Biru Baby gewesen, einer Band aus Norwegen, bestehend aus drei rotz-frechen Ladies und einem männlichen Schlagzeuger. Nun ist ihr zweites Album unter dem Titel “Ancient Call” bei Frisk F Music erschienen.
Wir möchten nicht wieder mit der Standardweisheit kommen, dass sich erst mit dem zweiten Album das Vermögen einer Band zeigt. Aber es ist dennoch jedesmal auf’s Neue spannend. Bei Bands wie Biru Baby, deren Management nicht viel mehr über sie preisgibt, als die Standardinfos und die üblichen Werbesprüche, bleiben die wirklich interessanten Fakten leider oftmals verborgen. Also bleibt nichts anderes übrig, als ausschließlich auf die Musik einzugehen.
Zurück zum Debüt von 2015. Hier zeigten sich Hánná, Kt und Iki als selbstbewusstes, lautstarkes und rebellisches Trio, das wusste, was es wollte. Die drei Sami-Damen hatten sich 2014 aufgemacht, um Musik zu schreiben, die internationales Format besitzt und gleichzeitig wollten sie ihre samische Herkunft nicht verbergen. Zugleich war ihnen wohl wichtig, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und dabei gerne mal sich und andere durch den Kakao zu ziehen. Ihre Musik war eine Mischung aus höllisch hartem Spaß-Punk, der schon mal düster werden konnte, und eingängigem Pop. Vereinzelt brachten sie sogar samisches Joiken ein. Das Debüt enthielt denn auch etliche Spitzennummern, als da wären: “My Skin”, “Give me baby”, “Broom” oder “Slutt Slut”.
Und nun kommt also der Nachfolger “Ancient Call”. Im Vergleich zum Debüt fällt sofort auf, dass Biru Baby soundmäßig auf den Mainstream abgebogen sind. Vorbei scheinen die Zeiten als sie sich dem Kommerz widersetzen und irgendwie undefinierbar sein wollten. Es ist zwar keinesfalls so, dass aus Biru Baby nun eine Mainstream-R&B-Band geworden wäre, dennoch setzen sie jetzt auf eine Produktion, die Techno-, R&B- und HipHop-Sounds mit Punk zusammenwirft.
Der Dampf, die ungeheure Energie und das aufmüpfige Stänkern, alles, was das Debüt ausgezeichnet hat und was sie so gut draufhaben, ist noch immer vorhanden. Aber verwässert, verdeckt von fetten Synthie-Sounds, die zudem nicht besonders innovativ sind. Zu selten tritt ihre unglaubliche Kraft, die einem den Atem nimmt, ungetrübt zutage. “Inferno Awaits” wäre ein gutes Beispiel, das das Dilemma aufzeigt.
Würde es das Debütalbum nicht geben, wäre der Eindruck von “Ancient Call” vielleicht besser. Aber so muss man leider festhalten, dass sie unsere Erwartungen nicht zu 100% erfüllt haben. Wir lieben es, wenn sich Bands verändern und entwickeln. Aber “Ancient Call” sehen wir nicht als Fortschritt. Biru Baby wollen laut eigener Aussage exzentrisch, surreal, wütend und bizarr klingen – das ist hier nur mit Abstrichen gelungen.
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