Kaum ein anderer Winkel Europas symbolisiert das Zusammentreffen von sinistrer Vergangenheit und gentrifizierter Zukunft so augenfällig wie der Londoner Stadtteil Soho. Man muss nur alle Sinne öffnen, um den Schatten der Erinnerung, der einst durch die engen Gassen stöberte, auch heute noch zwischen Bio-Märkten und Designer-Restaurants zu spüren.
Die rätselhafte Magie von Soho hat Friede auf ihrer gleichnamigen Debüt-Single eingefangen. Im Song wie im Video nimmt die Songwriterin den Hörer mit an einen Ort, der seine Zwischenräume nicht ohne weiteres preisgibt. Man muss einen Teil seiner Seele dort lassen, damit sich die wundersame Ahnung, da könne sich noch etwas in den Lücken zwischen Fantasie und Wirklichkeit versteckt halten, als Gewissheit offenbart.
Friede singt nicht nur über Soho, sie hält einen Schlüssel zu dem Viertel bereit, der nur über diesen Song Zugang zu einem Zustand verschwindender Ewigkeit gewährt. Ihre Stimme öffnet den Deckel einer Schatzkammer, die längst verloren galt, weil sie in der durchlässigen Trennwand zwischen Hoffnung und Erinnerung eingerichtet wurde. In der Akzeptanz des Verschwundenen hilft sie das Künftige auszuhalten. Ein Song mit präziser Ortung, der trotzdem im Ungewissen wohnt. – So Wolf Kampmann zur Single!
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